"Amanam Bangladesch, eine Reise voller Begegnungen"
Bangladesch im Februar 2013, es fällt mir schwer meine vielen Erlebnisse und Begegnungen während unserer 4-wöchigen Reise durch Bangladesh in Worte zu fassen…
Die kulturellen Highlights sind bestimmt nicht das, was mich am meisten beeindruckt hat. Für mich bedeutet "Reisen" die Menschen kennen zu lernen. Das erhoffte ich mir auch von dieser Reise und ich muss sagen, dass ich mich dieses Land mit seinen Menschen fasziniert hat…
Nur mit etwas Interesse an den Menschen und einigen Sätzen Bangla, die ich versucht habe zu lernen, wurde uns immer eine so ehrliche Herzlichkeit und Offenheit entgegengebracht, die mich wirklich immer wieder sehr beschämt hat. Es verging kein Tag, wo wir nicht bei einer fremden Familie, die wir gerade zufällig bei einen Fotostopp unterwegs kennengelernt haben zum Tee eingeladen wurden und die Freude darüber, uns kennengelernt zu haben, war wirklich echt und unfassbar. Noch nie habe ich mich so willkommen gefühlt.
Bisher reiste ich immer auf eigene Faust und organisierte mir immer vor Ort spontan Touren. Für mich war es immer wichtig, mich treiben lassen zu können und selbst zu bestimmen, wann ich was wo machen will. Dieses Mal entschied ich mich für die organisierte Art des Reisens, da meine Reisepartnerin nur 16 Tage Zeit hatte und das Reisen in Bangladesh auch nicht sehr einfach ist. Ich war skeptisch, ob das organisierte Reisen überhaupt das Richtige für mich ist. Ich muss sagen, dass ich mich jeden Moment dieser Reise total wohl gefühlt habe. Dafür verantwortlich war unser toller Guide Nannu, der uns wirklich jeden Wunsch erfüllt hat und mit dem wir jede Menge Spaß hatten. Er wurde im Laufe der Tour auch zu einem Freund, der sich auch nach Tourende um uns gekümmert und mit uns vieles unternommen hat. Er kannte immer die besten Tee Buden und Essenstände, wo wir immer Köstliches gegessen und getrunken haben. Obwohl im Februar/März die politische Lage sehr instabil war und täglich mit Demonstrationen und Generalstreiks zu rechnen war, die auch durchaus gewalttätig und auch nicht ganz ungefährlich waren, fühlten wir uns immer sehr sicher und haben davon nicht viel mitbekommen. Unser Guide wusste immer, wo wir uns sicher bewegen konnten und unsere Tour hat auch nicht darunter gelitten. Unser Tour Programm sah so aus:
Dhaka (eine Übernachtung); Wir wurden vom Flughafen morgens abgeholt und zum Hotel gebracht, was im Bezirk Banani gelegen hat. Dann ging's gleich los zum Sightseeing: Old Market und Aarong (Frauen wollen shoppen und da ist man bei Aarong goldrichtig). Am nächsten Tag war New Market und Old Dhaka dran und das Staunen nahm kein Ende. Überall waren Rikschas und es war super laut und chaotisch. Nachmittags ging es dann aufs Schiff.
Mit dem Rocket über Nacht nach Barisal; Der Nachmittag auf dem Schiff war sehr aufregend, denn man konnte sehr gut das Leben am Hafen beobachten und das Beladen und Ankommen der Boote nahm kein Ende. Leider hat es geregnet und es war etwas kühl an Deck. Unsere Luxuskabine in der ersten Klasse hat schon bessere Zeiten hinter sich, war aber sehr sauber und war durchaus ausreichend. Den Charme vergangener Tage kann man gut nachempfinden auf diesem fast hundertjährigen Schiff. Früh morgens um 5 Uhr sind wir dann in Barisal angekommen. Dort wurden wir mit dem Auto abgeholt und es ging gleich weiter nach Kuakata, mit vielen Fähren über viele Flüsse und es wurden viele Fotos von uns gemacht (wie eigentlich überall).
Kuakata und zurück nach Barisal; In Kuakata sind wir 3 Nächte geblieben. Zum langsamen Ankommen in Bangladesh und zum Relaxen war Kuakata eine gute Idee. Der Strand dort ist unendlich lang und wunderschön, fast überall menschenleer, doch auch dort mussten wir als Fotomotiv herhalten. Auf unseren Wunsch hin haben wir Motorräder mit Fahrern gemietet und sind am Strand entlang gebrettert - Bollywood Hip Hop inklusive. Wir haben auch das Hinterland erkundet. Es war total lustig und hat viel Spaß gemacht wie auch Barisal, wo wir wieder gegen Mittag angekommen sind. Nachmittags haben wir den Ort besichtigt und sind auf ein eine Insel übergesetzt, wo wir prompt bei einer Hochzeit vorbeigekommen sind und natürlich waren wir sofort eingeladen. Ich habe mit den Frauen auf Bollywood Musik getanzt und es gab viel Gelächter. Abends waren wir dann beim Optiker aus Dhaka zum Essen eingeladen, bei dem ich am ersten Tag eine Gleitsichtbrille bestellt habe und der seine Familie in Barisal besucht hat. Zum Essen eingeladen werden müsst ihr euch so vorstellen: Die ganze Familie und Freunde stehen um dich herum und schauen dir beim Essen zu und machen natürlich Fotos von dir. Es steht wirklich viel Essen auf dem Tisch und du sollst natürlich von allem probieren, das auch noch ohne Besteck. Ich habe während der ganzen 4 Wochen immer nur mit der rechten Hand gegessen und das bedarf einiger Übung! Aber ich muss sagen, dass ich das gegen Ende ganz gut konnte.
Nannu's Dorf, wo er aufgewachsen ist… ist mein absolutes Highlight der Reise! Am nächsten Tag sind wir in das Dorf gefahren, die Eltern unseres Guides wohnen und wo er aufgewachsen ist. Dorthin hat sich noch kein Tourist verirrt. Wir haben dort bei seinen Eltern übernachtet, wurden wie Familienmitglieder aufgenommen, wurden bekocht und auch sonst versuchte man, uns den Besuch so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Familie ist wirklich großartig und über unseren Besuch war das ganze Dorf aus dem Häuschen. Jeder kam, um uns kennen zu lernen. Der Spaziergang durch das Dorf wird mir immer in Erinnerung bleiben. Uns hat eine Menschentraube begleitet, die immer größer wurde. Zufällig sind wir bei einer hinduistischen Feier vorbeigekommen, es gab natürlich einen Ehrenplatz für uns auf Plastikstühlen. Bei Tee und leckerem Joghurt wurden wir von allen sehr bestaunt. Am Abend kamen viele Menschen und wir mussten mal wieder mit vielen jungen Frauen tanzen, was für ein Spaß für alle!
Am nächsten Morgen wurden wir gegen 8.00 Uhr geweckt, im Innenhof hatte sich schon das halbe Dorf versammelt und wir wurden sehnlichst erwartet, da ich 30 gebrauchte Brillen mitgebracht hatte, die jetzt die Besitzer wechseln sollten. Danach gab’s, wie immer, lecker Frühstück mit noch leckererem Tee und dann besuchten wir die Primary School, die auch schon unser Guide besucht hat. Die ersten 4 Jahre sind in Bangladesh eigentlich Schulpflicht, doch nicht jedes Kind kann zur Schule gehen, da es sich die Eltern finanziell nicht leisten können. Die Schule war sehr klein und bestand aus einem Raum, der viel zu klein war für die vielen Kinder. Wir hatten im Vorfeld in Dhaka Süßigkeiten und Schulhefte eingekauft. Ich brachte zusätzlich einen Koffer voller Schulsachen und auch Zahnbürsten mit Zahnpasta mit, die wir verteilten. Es war unglaublich laut, ein echtes Durcheinander und die Kinder haben uns dann noch ein Abschiedslied gesungen. Es war ein unglaubliches Erlebnis, diesen Kindern mit sehr einfachen Dingen eine so große Freude machen zu können. Einige Kinder hatten noch nie eine Zahnbürste besessen. Noch Tage später, bekam unser Guide Anrufe von Eltern aus dem Dorf, die sich für die Schulsachen oder die Zahnbürste bedankt haben. Dann waren wir noch auf der Mädchenschule eingeladen, denn da waren an dem Tag so eine Art Bundesjugendspiele und wir waren die Ehrengäste. Wir verbrachten den ganzen Morgen dort und wieder wurden wir bewirtet und jeder wollte uns einmal die Hand geschüttelt haben oder ein Foto mit uns haben. Gegen Nachmittag hieß es Abschied nehmen und der war wirklich sehr herzlich, es ging weiter nach Khulna, wo wir spät abends ankamen. Am nächsten Morgen ging es dann an Bord und…
Schiff ahoi! 3 Tage Sundarbans; Für mich ein Highlight der ruhigeren Art. Wir hatten Glück und das Schiff für uns alleine. Es war noch ein deutsches Ehepaar an Bord- Inge und Ulrich und wir hatten viel Spaß zusammen. Das Essen war spitze und wir wurden kulinarisch verwöhnt. Wir machten täglich mehrere Landgänge oder kleinere Bootsfahrten in Seitenarme der Sundarbans. Dann aber war immer wieder Zeit zum Faulenzen. Wir haben keine Tiger gesehen, aber auch die Spuren zu sehen die nur einige Stunden alt waren, war schon sehr beeindruckend. Wir haben viele Vögel gesehen und auch gehört, ansonsten hat man die Tiere nur gehört. Eine Nacht haben wir bei Vollmond auf Deck geschlafen. Auch das Baden im bengalischen Meer mit bewaffneten Bodyguards war ein Erlebnis der besonderen Art. Was einfach fantastisch war, war diese Ruhe, die sehr erholsam war in dem doch sonst sehr lauten und umtriebigen Bangladesch. Auf dem Boot hätte ich noch viel länger bleiben können, aber in Khulna ging es abends wieder an Land, wo wir auch übernachteten.
Auf dem Weg nach Rajshahi; Es gab kulturell einiges zu sehen… Khalifatabad, Bagerhat und überall Menschen, die Fotos von uns machen wollten, so dass wir zu den interessanteren kulturellen Highlights wurden. In Rajshahi blieben wir 2 Nächte und haben dort sehr ruhig in einem Hotel mit begrüntem Innenhof gewohnt. Da dort die Demonstrationen besonders heftig und auch nicht ganz ungefährlich waren, haben wir einen großen Bogen um das Zentrum gemacht und das Programm geändert. Wir haben den Zoo und auch eine Seidenfabrik angeschaut, wo es auch sehr schöne Seidenstoffe zum Kaufen gab. Bei Verwandten des Guides waren wir zum Tee eingeladen und abends haben wir den Tag am Padma ausklingen lassen, wo wir abermals zu einer Hochzeit kamen und mitfeierten. Gegen Ende "landeten" wir in einem Dorf, in unterschiedlichen Häusern, bei sehr netten Frauen, die uns lecker Nudeln kochten. Wieder einmal war ich beschämt über diese Gastfreundschaft, die es bei uns so nicht gibt.
Am nächsten Tag ging es weiter nach Puthia, einem wirklich total schönen Dorf, wo an jeder Ecke ein kleiner verfallener Tempel steht. Wir wären da gerne länger geblieben, doch stand an dem Tag noch so einiges auf dem Programm: der Besuch des Anwesens von Fakir Lalon Shah. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass hier weniger das Haus von Interesse für mich war, als der Vergnügungspark mit handbetriebenem kleinem Riesenrad, wo wir eine Runde gedreht haben. Nachmittags schauten wir uns in Paharpur das UNESCO Weltkulturerbe Somapura Mahavihar an, wo ich eine sehr schöne Begegnung mit einem blinden jungen Mann hatte, der vor Aufregung, mit uns sprechen zu können, zitterte. Wir tauschten Emailadressen aus und haben schon einige Male gemailt. Während der ganzen Tour wollte ich so gerne Elefanten sehen, ich habe den Guide auch jeden Tag damit genervt, aber leider gab es keine. Als wir eines nachmittags einen Teestop und die Bekanntschaft eines bengalischen Mannes machten, teilte mir Nannu mit, dass dieser junge Mann hier jemanden kennt, der einen Elefanten hat und ich auch gerne einen Elefantenritt machen kann, natürlich wollte ich! Nur hatte ich mir den Ritt etwas anders vorgestellt, denn der Ritt fand im Zirkus statt, der gerade in der Stadt gastierte und wir haben da eine Runde auf dem Elefanten gedreht. Also, ich war wirklich sprachlos und habe später Tränen gelacht. Nannu ist wirklich der beste Reiseführer! Abends sind wir sehr müde, aber glücklich in Dinajpur angekommen, wo wir wie immer gemeinsam mit dem Guide zu Abend gegessen und auch übernachtet haben.
Am nächsten Abend in Dhaka… endete unsere Tour offiziell. Zum Abendessen (auch am nächsten Abend) waren wir bei der Familie des Guides eingeladen. Seine Frau ist eine hervorragende Köchin und wir haben das beste Essen unserer Reise dort genossen. Sie hat für mich auch einige Kleidung genäht, die Gastfreundschaft war groß, er hat uns 2 Tage später zum Flughafen gebracht und wir sind für 5 Tage nach Cox’s Bazar geflogen. Das Mermaid Ecoresort war wirklich eine gute Wahl, dort konnten wir die Seele baumeln lassen und die Stille genießen. Das Essen war lecker und es gab dort sogar eine Massage, wenn auch für mich zu hart. Wir waren fast alleine im Resort, auch am Strand, wo es uns auch mal gelungen ist, im Bikini baden zu können. Einen halben Tag haben wir uns ein Motorrad mit Fahrer gemietet, was aber eher ungewöhnlich ist und haben uns das Hinterland angeschaut. Zurück in Dhaka, wurden wir von unserem Guide abgeholt und haben für die nächsten 2 Tage bei ihm gewohnt. Melanie ist dann nach Deutschland zurückgeflogen, ich hatte noch 6 Tage Zeit und machte eine weitere Tour, diesmal in den Norden.
Srimangal für 3 Tage; Gleich am ersten Tag der Tour hatte ich Glück und habe unterwegs gleich 2 Elefanten gesehen, den ersten an einer Tankstelle. Da ich ja während der ganzen Tour Elefanten sehen wollte aber nie einen zu Gesicht bekommen habe (fast nie!) freute ich mich um so mehr. Das absolute Highlight war für mich unsere kleine Trekkingtour in den Regenwald. Wir hatten morgens vor dem Hotel 2 Mädchen kennengelernt, die uns begleitet haben. Schon von weitem hörte man die Gibbons sehr laut schreien, doch sehen konnte man sie nicht. Wir sind dann irgendwann querfeldein durch den Dschungel gegangen- immer den Gibbonschreien folgend, die immer näher kamen und wir auch schließlich 4 Gibbons aus nächster Nähe sehen konnten. Ich war wirklich sehr glücklich. Diese Dschungelgeräusche sind einfach überwältigend… Am letzten Tag der Tour stand der Besuch einer Schule auf dem Programm. Eine Frau aus Karlsruhe hat sich mit ihrem Hilfsprojekt "Alphabangla" am Bau einer Schule beteiligt. Ich hatte mich vor meiner Abreise mit ihr getroffen und sie hatte für mich diesen Besuch organisiert, bzw. der Guide vor Ort in Dhaka. Ein sehr intensiver und wunderschöner Tag für mich mit großem Empfang mit Tanz, Blumen und vielen leuchtenden Kinderaugen. Das ganze Schulgremium erwartete mich schon zum Frühstück und hat mich den ganzen Tag begleitet und auch bewirtet. Es ist einfach unglaublich zu sehen, was man bewirken kann, wenn man etwas tut. Und als wir abends Richtung Dhaka fuhren, war ich mal wieder überwältigt von der Herzlichkeit der Menschen. Die letzten 2 Tage verbrachte ich beim Guide und seiner Familie, die sich alle rührend um mich gekümmert haben und deren Gastfreundschaft ich nie vergessen werde.
Fazit; Als ich diese Tour plante, hätte ich nie gedacht, wie reich beschenkt an Herzlichkeit wir von dieser Reise zurückkommen werden. Wir danken The Lonesome Traveler und vor allem unseren Guide Nannu von ganzem Herzen dafür, diese Reise für uns so unvergesslich gemacht zu haben. Ohne Euch hätten wir diese wunderschönen Begegnungen und Erfahrungen nie machen können. Donobat! Melanie und Undine
Undine im April 2013